Lohmar Challenge: Mit Volldampf durchs Bergische Land Bericht von Holger Koopmann
1. Tag - Samstag, 20.06.09 - Zeitfahren in Much
Die Strecke ist 17,3 km lang, überwiegend geradeaus, mit nur wenigen
langgezogenen Kurven. Es geht 8 km leicht bergab (50 hm), 180°-Wende und
8 km immer leicht bergan zurück. Wunderbar! Hier kann man es laufen
lassen, auch wenn der Rückweg einem alles abfordert. Ich hatte am
Freitag noch einen kürzeren Vorbau am Rad montiert und merkte schon beim
Warmfahren, dass das wohl nicht die beste Idee war. Mehrfach stieß ich
mit den Knien heftig an den Ellenbogen. Im Rennen lief das dann besser,
aber ich war stärker mit meiner Haltung auf dem Rad beschäftigt als mit
einem flüssigen, kraftvollen Tritt.
So legte ich auf dem Hinweg zwar einen ordentlichen Schnitt hin, hatte
jedoch nie das Gefühl, dass es wirklich rund läuft. Irgendwie wollte sich
die Kraft nicht recht aufs Pedal übertragen lassen. Zwei Plätze vor mir
war der spätere Zweite Frank Lingnau vom Team "Fair gewinnt" gestartet.
Ein echt starker Zeitfahrer, den ich während des Rennens nur einmal zu
Gesicht bekam, nämlich kurz nach der Wende, als er mir entgegenkam.
Ansonsten fuhr er pro km über 2 Sekunden Vorsprung auf mich heraus. Noch
besser war dann nur Guido Chemnitz vom Team Westpoint, der das EZF mit
einem Vorsprung von 36 Sekunden und einem Schnitt von 46 km/h auf
Lingnau gewann. Dritter wurde Alexander Nikolopoulos vom Röltgen Cycling
Team, der am nächsten Tag noch einen Mittelstrecken-Triathlon als
Vorbereitung für den Ironman Frankfurt als Qualifikation für Hawaii
absolvieren wollte. Auch er, der D-Tour Zeitfahrsieger 2008, erreichte
noch einen beachtlichen Schnitt von knapp unter 45 km/h.
Ich quälte mich ab der Wendemarke die 8 km zurück, hatte immer das
Gefühl, dass mehr gehen müsste, fand aber keinen Rythmus. Das Rennen
beendete ich mit einem Schnitt von 43,6 km/h auf dem 11. Platz. Trotzdem
merkte ich, dass ich mit meinem CUBE-Zeitfahrrad ein gutes Stück
schneller geworden war als mit dem umgebauten Rennrad. Wenn ich jetzt
noch die Sitzposition und vor allem die Armhaltung optimiere, dann ist
da bestimmt noch Potential.
2. Tag - Sonntag, 21.06.09 - 50 km Rennen
Am Samstag war ich noch die letzten 30 km der Strecke abgefahren und
hatte mir meine Taktik zurechtgelegt. Da ich hier alleine am Start stand
(Markus Kunde startete über 90 km - s.u.) und das Rennen von der
Streckenlänge her einem langen, wenn auch bergigen, EZF ähnelte, wollte
ich das Rennen von Anfang an schnell machen und mich am letzten Anstieg,
10 km vor dem Ziel, aus der Spitzengruppe absetzen.
Die 40 km Anfahrt aus Köln hatte ich morgens schon zum Warmfahren
genutzt. Ich fühlte mich nach dem Rennen vom Vortag sehr gut, nur das
Wetter spielte leider nicht mit. 15 Minuten vor Rennstart fing es an zu
regnen. Ich fühlte mich sogleich an mein desaströses Rennen in
Gerolstein erinnert. 5 Minuten vor dem Start beruhigte es sich aber
wieder und so konnte es auf der nur 3,5 m (!) breiten Start- und
Zielgeraden losgehen. Nach kurzer Zeit hatte ich mich nach vorne
gearbeitet und startete direkt eine Tempoverschärfung. Das Wetter hatte
sich in diesem Moment entschieden, das Rennen für alle noch ein wenig
schwerer zu machen. Der Himmel öffnete seine Schleusen,
sinnflutartige Regenfälle gingen auf uns hernieder und das Wasser stand
förmlich auf der Strasse. Aber so wurde die Strecke wenigstens schnell
von allem Staub und Blüten frei gespült. Nichts mag ich weniger als nur
leichte Feuchtigkeit auf der Straße, die sich zu einer wahren
Seifenpiste entwickeln kann.
Bis Much ging es über zwei längere und mehrere kleine Steigungen, bei
denen ich darauf achtete, dass das Tempo schön hoch blieb; an den Kuppen
verschärfte ich das Tempo zusätzlich. So dezimierte sich das Feld
ziemlich schnell und es blieben nur ca. 20 Fahrer in der Spitzengruppe.
In Much an der Sprintwertung (mitten im dritten Anstieg) zog Ron Wurian
von den LeXXis das Tempo an und holte sich die Wertung. Ich sicherte mir
den dritten Platz, wollte meine Kräfte aber auch für den letzten Anstieg
sparen.
Es ging auf einen Teil unserer gestrigen Zeitfahrstrecke durchs
Wahnbachtal und 500 m hinter dem Wendepunkt des EZF rechts hinauf, in
den finalen Anstieg, nach Breitscheid. Gut 55 hm auf 1 km Länge waren zu
bewältigen. Ich fuhr als Erster der verbliebenen ca. 15 Fahrer in die
Steigung (ich wollte nicht den gleichen Fehler wie bei anderen Rennen
machen und zu weit hinten fahren) und ließ nur Andreas Wagner vom Team
Radon vorbeiziehen. Der hatte schon am ersten Anstieg mächtig Gas
gegeben, aber dort auch Schwächen im letzten Drittel der Steigung
erkennen lassen. Ich setzte mich an seinem Hinterrad fest und auch
diesmal nahm er nach 2/3 der Steigung Tempo raus. Ich dagegen
verschärfte mein Tempo und konnte mich bis zur Kuppe gut 60 m von 2
Verfolgern absetzen.
Ich gab nun richtig Gas, fuhr aber immer leicht gegen den Wind. Bei
einem zweiten Umgucken sah ich, dass die Gruppe hinter mir nun schon
wieder aus 6 Fahrern bestand. Nach 2 km hatte man mich eingeholt. Also
Taktik geändert - das Tempo hochhalten, damit die folgenden Fahrer nicht
herankommen und dann in einer kleinen Gruppe auf Treppchen sprinten.
4 km vor dem Ziel ging es links hinunter nach Lohmar. Das wussten wir
alle. Doch leider war die Strecke an diesem Punkt nur für das 90 km
Rennen ausgeschildert und die beiden Führungsfahrzeuge fuhren geradaus.
Was nun? Ich fuhr den Fahrzeugen hinterher, schließlich sollten die
wissen wo es langgeht. Da ertönte aus einem Ordnerfahrzeug am
Straßenrand eine Durchsage: "50 km Rennen links ab". Verdammt und
zugenäht! Inzwischen waren die Verfolger heran und 50 m vor mir stürzten
sich alle in die Abfahrt. Als es dann auf die breite, immer leicht
abfallende, Bundesstraße nach Lohmar ging, war ich immer noch 30 m
hinter der Gruppe. Über 3 km versuchte ich alleine im Wind an die Gruppe
heranzufahren, aber es fehlten mir die entscheidenden 15 m. Irgendwann
überholte mich Ron Wurian, der mit einem umkehrenden Führungsfahrzeug
nach vorne gekommen war, und zusammen schafften wir den Anschluss.
Da war auch schon der Ortseingang Lohmar und es ging links ab auf den
letzten Kilometer. Ein bisschen hin und her unter 15 Fahrern, denn alle
wussten wie eng die Zielgerade ist. So fing der Sprint bereits 600 m vor
dem Ziel und 200 m vor den beginnenden Absperrungen an. Ich kam an
Position 7 auf die Zielgerade und gab diesen Platz nicht mehr her. Ein
weiteres Überholen schlug ich mir aus dem Kopf. Zu gefährlich!
Pitschnass rollte ich über die Ziellinie, ärgerte mich über meine
eigene und die Dummheit des Renndirektors und sah zu, dass ich
schleunigst in trockene Klamotten kam. Anschließend ging es ja noch 40
km zurück nach Köln.
Markus Kunde hatte sich für die 90 km Strecke gemeldet und fuhr ein
ebenso nasses Rennen wie ich. Zu Beginn der zweiten Runde orientierte
sich Markus am Berg zu lange am Hinterrad seines Vordermanns und
registrierte erst oben, das sich vorne 5 Mann abgesetzt hatten. Diese 5
fuhren einen Vorsprung von über 4 Minuten auf die 20-köpfige
Verfolgergruppe mit einigen starken Fahrern (Gunnar Weisheit, Guido
Chemnitz, Ingo Koßmann, Sebastian Altmeyer, Adrian Czibere etc.) heraus.
Markus konnte den Sprint der Verfolger auf Platz 10 und damit einem
guten 15. Gesamtrang beenden.
Nachtrag: In den Ergebnislisten tauche ich immer noch nicht auf, aber es wird dran gearbeitet. Was ich nicht wusste: Auch für die Kombination EZF + 50 km
Rennen gab es eine Gesamtwertung. Die habe ich dann mit deutlichem
Vorsprung, bei 26. gewerteten Fahrern für beide Rennen, gewonnen.
Ergebnisse:
50 km Rennen:
1. Christoph Mönig - Radtrikot 24 - 01:18:09
2. Lukas Menzel - E-Plus Team - 01:18:09
3. Christoph Dittrich - RC Titan Leverkusen - 01:18:09
...
7. Holger Koopmann - Team Strassacker - 01:18:10
90 km Rennen:
1. Andreas Sundermann - Team Siebengebirge - 02:24:27
2. Anno Dallmann - Squadra Colonia - 02:24:28
3. Norbert Seewald - Team Radon - 02:24:28
...
15. Markus Kunde - Team Strassacker - 02:28:46
EZF + 50 km Gesamtwertung:
1. Holger Koopmann - Team Strassacker - 01:41:32
2. Markus Fleischmann - E-Plus Team - 01:45:13
3. Willi Helgers - Radtrikot 24 - 01:45:14
Zur Team-Strassacker-Website:
Team Strassacker wird unterstützt von bikeschmiede.com.
(Text: Holger Koopmann )
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